Reckahner Museen

Rochow-Museum und Schulmuseum Reckahn

Neue Dauerausstellung seit 2017

 

Im Schulmuseum Reckahn wurde am 12. März 2017 eine neue Dauerausstellung anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Einrichtung eröffnet.Die neue Exposition entstand in Kooperation mit der Universität Potsdam und ist ein gelungenes Beispiel für den regionalen und überregionalen Wissens- und Kulturtransfer.

Die neue Dauerausstellung rückt die Rolle der Reckahner Schule als ehemalige königliche Landgnadenschule und das Wirken des Lehrers Heinrich Julius Bruns bei der Arbeit mit dem Rochowschen „Kinderfreund“ in den Mittelpunkt. Anhand der reichen Lehrmittelsammlung des Schulmuseums wird zugleich der lange Weg von der Naturgeschichte in ein heute ausdifferenziertes Fächerangebot von Sachkunde und Naturwissenschaften thematisiert. Im Obergeschoss des Schulmuseums erinnert eine Projektwerkstatt „Regionale Schulgeschichte“an den Wandel der Institution Schule sowie der professionellen Herausforderungen von Lehrenden und Forschenden vom 18. bis zum 21. Jahrhundert. Das museale und museumspädagogische Projekt ermöglicht die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen von Schulreform, Unterrichtsentwicklung sowie Lehrerbildung.

Der historische Klassenraum wurde mit zwei weiteren Schulbänken ausgestattet und bietet nun Platz für 25 „Schüler“. Eine Film- und Hörstation ermöglicht dem Museumsbesucher den Vergleich von zwei Unterrichtsmethoden aus dem 18. und 20. Jahrhundert.

Hintergrund:

Seit 1992 existiert in Reckahn nahe Brandenburg/Havel das einzige Schulmuseum im Land Brandenburg. Das Museum (in Trägerschaft des Landkreises Potsdam-Mittelmark) haben gemeinsam mit dem 2001 gegründeten Rochow-Museum (in Trägerschaft  der Stiftung "Der Kinderfreund") ca. 160.000 Interessierte kennengelernt.

Das heutige bildungs- und kulturgeschichtliche Ensemble geht auf die märkische Adelsfamilie von Rochow mit Schloss 1729/30 (heute Rochow-Museum), Gutspark, Barockkirche (1741) und Schulhaus (1773/74) (heute Schulmuseum) zurück. Nach Übernahme der Gutsherrschaft durch Friedrich Eberhard (1734-1805) und Christiane Louise (1734-1808) von Rochow im Jahre 1760 wurde eine bahnbrechende Landschulreform konzipiert und verwirklicht.

Das Ehepaar Rochow ließ auf eigene Kosten in Reckahn 1773 ein Schulhaus errichten. Mit Lehrer Heinrich Julius Bruns (1746-1794) wurde ein reformorientierter, philanthropisch geprägter Unterricht erteilt, der bewirkte, dass alle Bauernmädchen und -jungen der Gutsherrschaft erfolgreich die basalen Kulturtechniken erlernten. Die zweiklassige Schule wurde zum „Muster aller Landschulen“ und war modellbildend für die preußische Volksschulentwicklung im 19. Jahrhundert.

Bis zum Tode von Rochow (1805) hatten über 1100 Besucher die Reckahner Musterschule – auch aus Teilen Europas – hospitiert. Mit der Reckahner Schule beginnt die flächendeckende Alphabetisierung der ländlichen Bevölkerung. Rochows „Kinderfreund“ (2 Teile: 1776/1779) wurde bis ca. 1870 in über einer Million Exemplaren gedruckt. Das Lesebuch hat maßgeblich die preußische Volksschulentwicklung für ein Jahrhundert beeinflusst und zugleich die neue Gattung Schulbuch geprägt.

 

Die Dauerausstellung umfasst sieben Räume mit folgenden Schwerpunkten:

1. Historischer Klassenraum

2. Friedrich Eberhard von Rochows Patronat über das Schulwesen seiner   Gutsherrschaft - Die Reckahner Schule als Landgnadenschule -Der Lehrer Heinrich Julius Bruns -Bruns als „Meister des sokratischen Gesprächs“ bei der Arbeit mit dem Rochowschen „Kinderfreund“

3. Die preußische Elementarschulreform im frühen 19. Jahrhundert

4. Die Lehrer der Rochowschen Schulen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

5. Vom Rochowschen Naturkundeunterricht zum modernen Sach- und Fachunterricht -  Realmethode – Anschauungsunterricht – Reckahner Lehr- und Lernmittelsammlung aus dem 20. Jahrhundert

6. Projektwerkstatt - „Regionale Schulgeschichte“ erforschen und präsentieren -  Reckahner Reflexionen zur Ethik pädagogischer Beziehungen -  Die Rochowschen Schulen in Krahne und Göttin -  Die Rochowschen Schule im Schloss Reckahn 1946-1996

7. Schüler- und Lehrerbibliothek – Archiv – Forschungslabor -  Der Arbeitsplatz der Lehrkräfte – Der Arbeitsplatz der Forschenden -  Besucher der Reckahner Schule und ihr Einfluss auf Lehrergenerationen im 19. Jahrhundert

8. Treppenhaus : Sammlung Unterrichtsmittel Biologie -   „Pferd und Sperling“ – Ein Wandbild für den Anfangsunterricht -Schulwandbilder – Zentrale Bildungsmittel im 19. und 20. Jahrhundert

 

Schulhaus von Reckahn, Giebelseite, Foto: Schulmuseum Reckahn
Schulhaus von Reckahn, Inschriftentafel an der Giebelseite, Foto: Schulmuseum Reckahn
Blick in den hitorischen Klassenraum, Schulbänke mit Schiefertafeln, Foto: Jacqueline Steiner, Schulmuseum Reckahn